Zukunft Kulturpark West: Der Standort Reeseareal und Umzug ins „KreativWerk“ im Gaswerkgelände
Peter Bommas und Hartmuth Basan als 2 Vertreter der Verhandlungskommission der Kulturparknutzer resumieren nach drei Gesprächsrunden mit den Vertreter*innen der Stadt Augsburg – Fakten und offene Fragen! Diese Kommission der Kulturparknutzer, in Mieterversammlungen bestimmt, besteht aus Michael Baumgartner und Max Schmerling 38/40 e.V. für die Bildenden Künstler, Hartmut Basan KUKI e.V. für die Musiker, Peter Bommas, Ki & JuTheater Abraxas e.V. für die Theater-, Tanz- und Projektgruppen. Für die Stadt sitzen am Tisch unter Verhandlungsleitung von OB-Referent Richard Görlich der Kulturreferent Thomas Weitzel, die Konversions-beauftrgte Nicole Christ, Stadtdirektor Hermann Weber, Stefan Schleifer und Barbara Friedrichs vom Kulturreferat und Colin Martzy vom Wirtschaftsreferat.
Die Faktenlage
Nach drei Jour Fixe zwischen Stadt und Vertretern des KUPA ergibt sich folgende Situation zum Juli 2016:
Am 31.07.2017 endet definitiv der Pachtvertrag zwischen der Kulturpark West gGmbH und der AGS als Treuhänder der Stadt Augsburg. Alle derzeitigen Mieter werden im Oktober 2016 zum Juli 2017 gekündigt. Die Stadt Augsburg beendet also zu diesem Zeitpunkt die Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen GmbH. Es gibt keine Vertragsverlängerung für eine Übergangszeit und keine Vereinbarung fürs Gaswerk.
Die Häuser sollen aber nicht abgerissen, sondern für eine Zeit von ca. 3 Jahren erhalten und von der Stadt an die verbleibenden Nutzer*innen vermietet werden. Dazu wird es im August eine Begehung geben, die den Nutzungszustand für eine Verlängerung begutachtet. Ende Oktober 2016 wird es dann einen Stadtratsbeschluss geben, der allen jetzigen Mietern einen zweijährigen Bestandsschutz mit einjähriger Kündigungsfrist gewährt (von KUKI e.V. über Bombig bis Musikkantine). Geplant ist eine kommunale Verwaltungsstruktur – angesiedelt beim Kulturreferat/Wirtschaftsreferat. Diese übernimmt die Vermietung und Verwaltung der drei Gebäude an der Sommestrasse für ein Zeitfenster von 8/2017 bis 2019/2020 und soll gleichzeitig den Übergang ins Gaswerk managen.
Dort sollen bis 2019/2020 insgesamt (Stand 15.06.2016) maximal 5000 qm subventionierte Kreativfläche für Musiker und Künstler entstehen. Der Kaltmietpreis ist auf Euro 5,00 kalkuliert. Die Stadt mietet diese Flächen von der Kreativwerk GmbH & Co Kg (Entwicklungsgesllschaft der Stadtwerke) ab und die kommunale Verwaltung vermietet direkt an die Kreativen weiter. Das Raumprogramm im Gaswerk sieht eine sukkzessive Entwicklung vor, die für Sommer 2018 mit der Umnutzung des „Sozialgebäudes“ und des östlichen Werkstatttraktes auf ca. 1500qm (vorwiegend Atelierfläche) berechnet ist.
Im Zuge des Anbaus am Ofenhaus für die Interrimsspielstätte des Theaters sollen dort im Keller und im 3. Stock weitere 800 qm Kreativfläche entstehen, die gemeinsam mit dem Theater genutzt werden soll. Das Ofenhaus wird ab Sommer 2018 für 6-8 Jahre Domizil des Theaters incl. Gastronomie.
Das Reinigerhaus, der Scheibengasbehälter, Kühlerhaus und Apparatehaus werden aus finanziellen Gründen zunächst nicht ins Umnutzungskonzept einbezogen. Die beiden nicht denkmalgeschützten 60er Jahre Bauwerke – Messwarte und Reglerstation – sollen zur Umnutzung vorbereitet werden und werden mit weiteren ca. 1200qm berechnet. KUKI e.V. und gGmbH könnten theoretisch als Generalmieter zwar auftreten, müßten aber zum gleichen Kaltmietpreis von der Stadt abmieten und dann teurer weiter vermieten. Ausserdem soll zwischen Sailer-Tanks und Ofenhaus bis 2018 ein Parkhaus für das Gesamtareal entstehen. Konditionen und Nutzungen für die Kreativen sind noch unklar.
Offene Fragen und Probleme
Die Kommission ist übereinstimmend der Meinung, dass der Kaltmietpreis von Euro 5,00 plus Nebenkosten (Heizung, Strom, Wasser, Gemeinkostenumlage) und Verkehrsflächenumlage für die Kreativen nicht aussagekräftig ist. Sie brauchen zum Kalkulieren den Mietendpreis, nur dann können sie entscheiden. Eine aktuell von Seiten der Stadt ins Spiel gebrachte „Sozialklausel“ für subventionierten Raum (Einkommensgrenze 17.500.- Jahreseinkommen wie Kleingewerbe) ist aus Sicht der Kommission praktisch kaum vermittelbar, ebenso wie die Forderung, nur an „Augsburger Kreative“ zu vermieten. Im Moment kommen ca. 50% der Kupa-Nutzer aus dem Grossraum Augsburg.
Ein grosses Problem sieht die Kommission in der Tatasache, dass es kein konkretes „Raum-Setup“ mit seh- und fühlbarem Ambiente (Größe, Sanierungszustand, Niederschwelligkeit, Nutzungsvarianten etc.) gibt, das für die Kreativen als „Test- und Schauraum“ die Möglichkeiten aufzeigt und die Entscheidungsfindung massgeblich beeinflusst – wie das 2007 an der Sommestrasse gegeben war. Die aktuell geplanten Raumgrössen liegen zwischen 25 und 50 qm, für die KUPA-Nutzer zu gross und nicht bezahlbar.
Die Kommission fordert darüber hinaus Transparenz und Klarheit bezüglich der Kosten einer kommunalen Verwaltung des Kreativquartiers und nach dem echten Benefit einer solchen neuen Struktur. Und es braucht eine Antwort auf die Frage, warum gGmbH und Kuki e.V. nicht direkt bei der Kreativwerk GmbH & CoKg zu einem Kaltmietpreis von beispielsweise Euro 4,00 größere Raumkontingente anmieten und damit ihre Struktur erhalten können. Es wird nicht wirklich klar, was aus ökonomischer und planerischer Sicht dagegen spricht, die Übergangszeit mit der derzeitigen gewachsenen, selbstbestimmten, gemeinnützigen, nicht-subventionierten Struktur zu bestreiten.
Die Angabe der zu entwickelnden Flächen und Raumprogramme im Zeitfenster von 2017 bis 2019/2020 bleibt ungenau, da beispielsweise einige Gebäudeteile schon durch Absprachen vergeben sind (Stadtjugendring, Modular, Fanprojekt), die Theaternutzung im Anbau „Ofenhaus“ Priorität hat und gleichzeitig keine konkreten Raumvorstellungen („Raum zum Anfassen“) existieren. Die Tatsache, dass aufgrund der Erfahrungen der letzten 10 Jahre und bei vergleichbaren Projekten auch eine sukzessive Entwicklung eine „kritische Masse“ an Nutzern zum Start benötigt, wird unterschätzt.
Nach wie vor ungeklärt sind die folgenden Fragen:
Was bedeutet die „subventionierte“ Kaltmiete von Euro 5,00, wenn sie mit der kostenfreien Verwaltung der Räume durch die Stadt erklärt wird? Welche Art von Dienstleistungen für die Kreativen sind damit abgedeckt? Enthält diese kommunale Verwaltung so wie jetzt im Kulturpark auch eine 24h-Stunden facility task force, kostenlose Transportmöglichkeiten, Ausstellungsunterstützung, Hausmeisterarbeiten, Auftrittshilfen, Workshopakquise, kostenfreie Zurverfügungstellung von Veranstaltungsräumen, Workshopräumen, Ausleihe von Ton- und Lichtequipment, Stühlen, Tischen etc.?
Wie verlässlich sind die angegebenen Zeitraster für die Entwicklung des Raumprogramms? Was bedeutet der sukzessive Umzug für die Weiternutzung der Gebäude an der Sommestrasse?
Welche Vorstellungen gibt es zu der Koexistenz zwischen Theaternutzung (Malersäle, Werkstätten, Probebühnen) und Kreativnutzung durch Bands und Künstler? Wo sind die Räume für die vielen Theater-, Tanz- und Workshopprojekte vorgesehen? Reicht die Raumsituation im geplanten „Ballettsaal“ (Dachgeschoß des Ofenhauses) dafür aus? Was geschieht bezüglich des Platzhalterbaues neben dem Abraxas?
Was ist mit der „Musikkantine“ vereinbart? Welche Rolle spielt dabei das Reinigerhaus? Gibt es wie vom Kulturreferenten mehrmals bestätigt, eine offene Ausschreibung für eine Klub-Location? Gibt es konkrete Vorstellungen zum Nebeneinander von niederschwelliger und gehobener Gastronomie? Zum Nebeneinander von heterogenen Publikumsströmen?
All diese Punkte müssen bis zur Beschlussfassung im Oktober geklärt sein!
Peter Brommas (Abraxas e.V.), Hartmuth Basan ( Kuki e.V.)